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Bernard Sadovnik

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Martin Wratschko

Bernard Sadovnik

 

Bernard Sadovnik

Bernard Sadovnik war einer der ersten, die an einem Kurs teilgenommen haben, den ich geleitet hab. 1992 habe ich für die PUAK, die damalige Bildungseinrichtung der Kärntner Slowenen, im zweisprachigen Kärnten einen Kurs für GemeindemandatarInnen durchgeführt. "Möglichkeiten der Gemeindepolitik", lautete der Titel. Seit damals haben wir immer wieder miteinander zu tun. Anfangs Oktober 2004 hat Bernard Sadovnik über meine Vermittlung einen Kommentar im Standard veröffentlicht, in dem er davor warnt, aufgrund des Ergebnisses der Parlamentswahlen in Slowenien eine Verschlechterung des Klimas zwischen Österreich und Slowenien herbeizureden.

Bernard Sadovnik ist heute Obmann der von ihm gegründeten Skupnost, der Gemeinschaft der Kärntner Sloweninnen und Slowenen. Bernard war von 1996 bis 2004 Vizebürgermeister und ist nach wie vor Gemeinderat seiner Heimatgemeinde Globasnitz/Globasnica. Er ist Obmann des Alpe Adria Zentrums für grenzüberschreitende Kooperation mit Sitz in Klagenfurt/Celovec.

Interview

Bernard, wann hattest du das erste Mal den Wunsch, dich stärker politisch zu engagieren?

Schon als Kind habe ich bei politischen Aktivitäten mitgeholfen. So hat mir z.B. der Bürgermeister Plakate gegeben und ich hab sie aufgehängt, was mir großen Spaß gemacht hat. Da war ich gerade 10 Jahre alt. Schon damals war es für mich logisch, dass ich etwas in der Politik mache. Allerdings habe ich mir nicht gedacht, dass ich einmal Volksgruppenpolitiker werden würde. Und das kam so: Mein erstes deutsches Wort hab ich in der Volksschule gesprochen, da wir zuhause immer Slowenisch redeten. Außerdem kam mein Vater aus der Perschmann-Familie, die im April 45 von den Nazis niedergemetzelt worden waren. Trotzdem ist in meiner Kindheit nie die Volksgruppenpolitik präsent gewesen, außer dass mir mein Vater immer gesagt hat, man muss den anderen achten. Das hat mich geprägt.

Mit 15 Jahren wurde ich von einem Sänger zum Mitsingen in einem slowenisch-sprachigen Chor eingeladen. Die Pfarrjugend hat mich eingeladen zur Mitarbeit, was für mich etwas Besonderes war, weil ich aus ärmlichen Verhältnissen kam und nicht studierte wie viele andere. Durch die Pfarrjugend bin ich schließlich in Funktionen bei der Katholischen Jugend hineingewachsen und hab dort erlebt, dass meine Zweisprachigkeit als ein "Mehrwert" angesehen wurde.

Der zweite Impuls war: Ich war in meinem Erstberuf Maurer und hatte den Eindruck , dass sich niemand ernsthaft für die arbeitenden Menschen einsetzt. Dagegen wollte ich was tun.

Was sind derzeit deine wichtigsten Aktivitäten?

Ich habe zwei Bürgerinitiativen gegründet und setze mich dabei für dezentrale Kanalisationsanlagen in meiner Gemeinde ein. Darüber hinaus kämpfe ich gegen die Aushöhlung der Infrastruktur im ländlichen Raum. Mein Anliegen ist es, BürgerInnen zu aktivieren, selbst aktiv zu werden.

Auf einer zweiten Ebene arbeite ich in Kooperationsprojekten zwischen dem Bundesland Kärnten und der Republik Slowenien. Vor allem bemühe ich mich, zu einem gedeihlichen und zukunftsweisenden Dialog zwischen den Volksgruppen in Kärnten beizutragen.

Was waren für dich die Höhepunkte, was waren die unangenehmsten Erfahrungen in deiner politischen Tätigkeit?

Ein Höhepunkt ist es für mich immer, wenn ich merke, dass ich jemand geholfen habe. In den letzten drei Jahren ist es mir gelungen, den Dialog zwischen den beiden Volksgruppen in Kärnten zu stärken. Sichtbares Zeichen dafür ist meine Teilnahme als Redner bei den Feiern zum 10. Oktober (Volksabstimmungstag) im Jahr 2000.

In den Folgejahren wurde in Kärnten erstmals eine gesetzliche Regelung zur Finanzierung von zwei- und mehrsprachigen privaten Kindergärten geschaffen.

Die größte Enttäuschung erlebte ich im Jahr 2003, als eine Elite innerhalb des Rates der Kärnter Slowenen mich als direkt von der Bevölkerung gewählten Obmann des Rates durch eine Satzungsänderung absetzen wollte. Damit wurde die direkte Demokratie innerhalb der Volksgruppe auf Vereinsebene zunichte gemacht. Besonders bitter war es zu spüren, dass man offenbar nicht wollte, dass ein Maurer so viel zu sagen hat.

Ich bin zurückgetreten, sagte mir allerdings, das lass' ich mir nicht bieten - und von meinen WählerInnen hörte ich dasselbe. Ich gründete eine neue Organisation, die Skupnost/Gemeinschaft der Kärntner Sloweninnen und Slowenen, die in der Zwischenzeit schon sehr viele Mitglieder hat.

Was ist für dich eine erstrebenswerte politische Kultur?

Wenn man die Fähigkeit hat, selbst in der schlimmsten Auseinandersetzung mit politisch Andersdenkenden sich zum Tisch zu setzen und den Dialog zu führen, mit dem Ziel, eine konsensuelle Lösung herbeizuführen, zum Vorteil der Menschen, die man vertritt.

Ich möchte zu diesem Thema noch etwas anmerken: Ich werde in den Medien gelegentlich als "Haiders Slowene" bezeichnet, was nicht unbedingt freundlich gemeint ist. Dazu in aller Deutlichkeit: Haider hat aufgrund einer demokratischen Wahl eine Funktion in Kärnten und ist als Landeshauptmann für Volksgruppenfragen zuständig. Ich hab seit 2000 mit Haider immer den Dialog geführt und dadurch nicht nur eine athmosphärische Verbesserung erreicht, sondern auch einige bemerkenswerte Fortschritte (zweisprachige Kindergärten, Musikschulen, ...). In einigen Punkten gibt es sehr konträre Meinungen und keine Ergebnisse, wie z.B. in der Ortstafelfrage. Trotzdem bin ich der Meinung, dass auch hier kein Weg an gemeinsamen Gesprächen vorbeiführt und dass das Ziel dieser Gespräche eine konsensuelle Lösunge sein muss. Wenn wir auf diesem Kurs bleiben, werden wir unser Ziel erreichen.